Überblick
Aus dem einleitenden Teil: "Interdisziplinarität ist seit geraumer Zeit in aller Munde, gilt aber auch als nicht praktikables Ideal. Hinter vorgehaltener Hand und nicht zuletzt ausweislich konkreter Erfahrungen in Forschung und Lehre wird deutlich, daß der Traum von der verschränkten Arbeit, des verwirklichten "zusammen" häufig ein solcher bleibt: die Disziplinen erweisen sich als stabil, kommen allerdings heutzutage öfter miteinander ins Gespräch. Nach wie vor erweist sich dieses Gespräch der Disziplinen aber auch als Kampf um Geltungsansprüche, als Kampf um die bessere Deutung der Welt. Anhand der Geschlechterverhältnisse werden heute neue Wissenschaftsverhältnisse verhandelt, doch sind die Verhandlungen nicht transparent, sondern eher verschleiernd. So scheint es - da liegt die freundliche Provokation - im Rahmen der feministischen Theorieentwicklung und damit auch der Geschlechterstudien, als würde die Kulturwissenschaft eine herausgehobene Rolle einnehmen (wollen)1; so scheint es auch, als würden die Sozialwissenschaften ständig unter Rechtfertigungsdruck stehen; und so scheint es, als würden alte zu neuen Orchideenfächern. Wenn das stimmt, unterscheidet sich nichts von den alten Kämpfen. Es stellt sich aber die Frage, ob dieser Schein trügt, also nicht Wissenschaftshierarchien, sondern wirklich Interdisziplinäres verhandelt wird, oder ob der Schein ein ernüchterndes Sein bezeichnet. (...)"