Überblick
Aus dem einleitenden Teil: "(...) Es erstaunt zunächst, daß das Projekt der Institutionalisierung eines Fürsorgezweiges für körperbehinderte Kinder im historischen Rückblick mit dem Namen eines einzelnen Mannes in Verbindung gebracht wurde. In den vergangenen drei Jahrzehnten ist Konrad Biesalski als "Vater der modernen Krüppelfürsorge", als "Begründer der Körperbehindertenrehabilitation" und als "einer der führenden Köpfe" des Faches Orthopädie bezeichnet worden. Diese Einordnungen von lexikalischer Kürze prägten eine Geschichtsschreibung, die das Lebenswerk einzelner zum wichtigsten Impuls sozialer und historischer Veränderungen erklärte. Für den bemerkenswerten Aufstieg der von ihm geleiteten Institution Oskar-Helene-Heim sollte das von Biesalski während seiner Studienzeit als Corpsstudent bei den Hallenser Teutonen erworbene soziale Kapital eine zentrale Bedeutung erhalten. So beginnt diese Sozialgeschichte des Oskar-Helene-Heims mit einer Ärztebiographie, die eine Grundlage für das Verständnis der exponierten öffentlichen Rolle und die außergewöhnlich günstige ökonomische Situation der Anstalt liefert und die zugleich eine durchaus klassische Karriere eines zukünftigen Orthopäden in den Jahren vor der Etablierung des medizinischen Faches Orthopädie repräsentiert. (...)"