Überblick
Aus der Einleitung zu diesem Beitrag: "Das deutsche Wirtschaftswunder und später die Dominanz der deutschen Bundesbank haben lange Zeit in Frankreich für reichlich Diskussionen gesorgt. Umgekehrt wurde und wird in Deutschland der französischen Wirtschaft wenig akademische Beachtung geschenkt. Doch die in Paris zu Beginn der 1970er Jahre entwickelte Regulationstheorie, deren führenden Vertreter bald den Status einer école de la régulation erwarben, wurde in Westdeutschland von unorthodoxen Marxisten breit rezipiert. Letztere hofften mittels der Regulationstheorie die strukturalistische Sackgasse des Althusserschen Marxismus überwinden zu können, dessen Erbe sie in Frankreich angetreten war. Zudem schien sie eine Verbindung zwischen den beiden in Westdeutschland entlang der Linie "Basis/Überbau" entfremdeten marxistischen Diskussionsstränge, der Staatsableitungsdebatte (Hirsch 1974) einerseits und der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule andererseits schlagen zu können. Zu den "Verführten" gehörte auch ich. Die Regulationstheorie hat meine Doktorarbeit zu den weltmarktinduzierten Anpassungsreaktionen der Auto- und Stahlindustrie in den USA (1992) angeleitet. Sie inspiriert auch heute noch interessante Doktorarbeiten (s.u.). Was machte die Regulationstheorie so faszinierend, zu welcher Art von Arbeiten in Deutschland gab sie die zentralen Begriffe und schließlich wo sind ihre Grenzen? Dies sind einige der Fragen, denen ich an dieser Stelle nachgehen möchte. (...)"