Überblick
Aus dem einleitenden Teil: "(...) "Wenn wir gender sagen, meinen wir unseren gender: nämlich Frauen." Mit dieser Feststellung eröffnete die Frauenversammlung von Via Campesina - einer international tätigen und in Südamerika beheimateten Kleinbauernbewegung - ihre diesjährige Konferenz in Brasilien. Diese Feststellung einer Brasilianischen Frauenaktivistin würde in unserer Runde vermutlich auf Widerspruch stossen. Sie würde sich damit gewissermassen in die Nesseln setzten. Doch nicht unvorbereitet, nehme ich an, denn dieser Satz ist genau auf die Kritik gemünzt, wie sie von einem bestimmten gender-Konzept, in dessen Entstehung Regina Wecker uns heute morgen eingeführt hat, vorgetragen wird: Bevor ich die für mich zentralen Punkte dieses gender-Ansatzes nochmals zusammenfasse, möchte ich jedoch betonen, dass es ganz verschiedene gender-Konzepte gibt. So ist beispielsweise das Verständnis von gender, wie es in der UNO oder in international tätigen Frauennetzwerken gebräuchlich ist, ein sehr anderes als das, wie es mir gegenwärtig im deutschsprachigen Raum das Vorherrschende scheint. Das zur Zeit bei uns dominierende gender-Konzept also, von dem ich im folgenden sprechen möchte, hat seine besondere Ausformung innerhalb der Cultural Studies gewonnen. In meiner Einschätzung bestimmt es gegenwärtig die Debatten sowohl in den Geistes- wie in den Sozialwissenschaften und es scheint von dort aus zum Orientierungspunkt auch für die Gleichstellungspolitik geworden zu sein. (...)"