Überblick
Wissenschaft ist einem starken Verwertungsdruck ausgesetzt, der die Kontrolle der Phänomene in den Vordergrund rückt und der in Gegensatz zum Streben nach Naturerkenntnis treten könnte. Insbesondere könnte die Überforderung der Wissenschaft durch die Komplexität anwendungsrelevanter Sachverhalte und eine pragmatische Haltung bei der Beurteilung von Lösungsvorschlägen die epistemische Durchdringung zugunsten des Interventionsvermögens zurücktreten lassen. Im Gegensatz dazu könnte das vergrößerte Risiko, das Irrtümer in der Anwendungsforschung für Schäden außerhalb von Laboratorien und Bibliotheken mit sich bringen, besonders anspruchsvolle Geltungsprüfungen erzwingen. Im Zentrum der Betrachtung stehen methodologische Besonderheiten der angewandten Forschung und im Besonderen der Zshg. zwischen praktischem Nutzen und Grundlagenerkenntnis. Die These ist, erstens, dass die Erkenntnis von Sachzusammenhängen zwar nicht ausnahmslos, aber doch in vielerlei Hinsicht Voraussetzung technologischer Innovation ist und dass, zweitens, diese Erkenntnisleistung nicht selten im Kontext angewandter Forschung erbracht wird. Im Ergebnis bedeutet dies eine, wenn auch begrenzte epistemische Rehabilitierung angewandter Forschung.