Überblick
Aus dem einleitenden Teil: "Suchte das akademisch-intellektuelle Deutschland derzeit seinen Superstar, er hieße wohl Michel Foucault. Dieser nämlich schrieb, wie wir mittlerweile wissen, bereits vor einem Vierteljahrhundert das - allerdings unvollendete - Buch zum Film, dem Film unserer Gegenwart, des Titels »Neoliberalismus». In seinen sagenumwobenen Vorlesungsreihen der späten 1970er Jahre am Collège de France nahm Foucault unter der programmatischen Formel der »gouvernementalité« eine grundlegende Weiterentwicklung seiner frühen Machtanalytik vor. »Gouvernementalität «: schon der Begriff klingt nach geistiger Anstrengung. Das hat seiner sozialwissenschaftlichen Popularisierung allerdings keinen Abbruch getan. Die »Gouvernementalitäts«- (oder sagen wir der Einfachheit halber doch lieber gleich: die »Regierungs«-) Problematik wurde zunächst von französischen Schülern des Meisters aufgenommen und empirisch-forschungsstrategisch gewendet. Seit Beginn der 1990er Jahre ist sie zur kategorialen Grundlage sogenannter »governmentality studies« im englischsprachigen Raum - und erst damit auch zum Allgemeingut der internationalen Sozialwissenschaft - geworden. Die angelsächsischen Studien widmen sich im Kern der Anwendung des spätfoucaultianischen Analyseinstrumentariums auf die gesellschaftlichen Transformationsprozesse der Gegenwart. (...)"