Überblick
Aktuelle Managementkonzepte weisen als Selbstreflexionen der industriellen Praxis auf gravierende Umbrüche im Selbstverständnis des Managementhandelns hin. Mit dem Grundprinzip selbstorganisierter Arbeitsprozesse versprechen sie einfache Lösungen klassischer Organisationsprobleme. In dem Aufsatz werden aus sozialwissenschaftlicher Sicht bisher vernachlässigte Ambivalenzen und Schwierigkeiten einer vom Management verordneten (also fremdorganisierten) Selbstorganisation herausgearbeitet. Selbstorganisation bleibt als Managementstrategie eingebunden in den Interessengegensatz von betrieblicher Kontrolle und Autonomieanspruch der Arbeitskräfte - eine Herrschaftstechnik zur Erschließung weiterer Leistungspotentiale der Arbeitnehmer. Die daraus resultierenden neuen Machtungleichgewichte erfordern permanente kontroverse Aushandlungsprozesse. Das Management steht vor ungewohnten Anforderungen: Selbstorganisation erfordert ein Steuerungshandeln, welches Unsicherheit zuläßt und reflektiert damit umgeht - eine Art ?postheroischen Managements?, welches den selbstbewußten Zweifel und den reflektierten Skeptizismus kultiviert.