Überblick
"Die frühe Soziologie beklagte bereits die „Kälte“ der modernen Gesellschaft, geprägt durch distanzierte, zweckorientierte Beziehungen und Affektkontrolle. Heute erleben wir zeitgleich eine „Überhitzung“: Polarisierung, Moralisierung und Populismus prägen das gesellschaftliche Klima, verstärkt durch prekäre Arbeitsverhältnisse, Digitalisierung und Finanzialisierung. Die Pandemie und soziale Medien heizen die kollektive Erregung weiter an, während globale Herausforderungen wie die Klimakrise und Umweltzerstörung unsere Existenz bedrohen.
Der 28. Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie wird in vielfältiger Weise zur Diskussion stellen, wie es gegenwärtig um das Klima der Gesellschaft bestellt ist und welchen Beitrag die Soziologie zur Bearbeitung der Klimakrise liefern kann. Zur Beantwortung dieser Frage ist die gesamte Soziologie gefordert, denn offenbar ist das Klima nicht nur ein umweltsoziologisches Thema. Ziel dieser Veranstaltung ist es, den Begriff des Klimas im wörtlichen und übertragenen Sinne zu nutzen, um gegenwärtige Transformationsprozesse, Widerstände und Konfliktlagen mit Blick auf deren tragende Diskurse, Institutionen und Praktiken zu analysieren. In einer Reihe von Plenarveranstaltungen, Ad-hoc-Gruppen und Sektionsveranstaltungen soll auf diese Weise den Verflechtungen zwischen „natürlichem“ und „gesellschaftlichem“ Klima nachgegangen werden. (...)"