Überblick
Aus dem einleitenden Teil: „Mobilität und Teilnahme am Verkehrssystem stellt eine zentrale Voraussetzung für die Teilnahme am Arbeitsmarkt dar. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Frage, welche Auswirkungen Mobilität auf die Integration arbeitsloser Personen in Kärnten in den Arbeitsmarkt hat. Im Rahmen der Studie wurden folgende drei Kernaspekte betrachtet: a) Wie gestaltet sich die Mobilität von AMS-Kund*innen in Kärnten? b) Welche Bedeutung hat Mobilität aus Sicht der Kärntner Betriebe? c) Zeigt sich ein Einfluss von Mobilität auf die (nachhaltige) Integration am Arbeitsmarkt?
Als wesentliche Datengrundlage wurde der Datenbestand des AMS (anonymisierte Personenstammdaten, Qualifikationsdaten, Vormerkdaten, Auftragdienstgeberdaten sowie Betriebsdaten in Kärnten) für den Betrachtungszeitraum Jänner 2023 bis November 2024 herangezogen. Diese Daten wurden mit raumstrukturellen bzw. mobilitätsangebotsbezogenen Merkmalen (Fahrzeiten zwischen Wohn- und Arbeitsorten, Erreichbarkeitsmaße für unterschiedliche Verkehrsmodi (MIV, ÖV, Aktive Mobilität), ÖV-Versorgungsqualität, etc.) verschnitten, sowie die persönliche Ausstattung mit Mobilitätsmitteln (privater PKW, Führerschein B) von AMS-Kund*innen berücksichtigt.
Es ist festzuhalten, dass Arbeitslosigkeit ein komplexes Phänomen darstellt. Weshalb und wie lange Personen arbeitslos sind, ist von einer Vielzahl an Faktoren abhängig. Im Rahmen der Studie wurde dementsprechend der jeweilige persönliche Kontext (Alter, Geschlecht, Bildung, Einkommen etc.) berücksichtigt und mit mobilitätsbezogenen Einflüssen (Infrastruktur, Angebote, Ausstattung etc.) kombiniert analysiert, mittels strukturerklärender sowie strukturentdeckender statistischer Verfahren.
Die Ergebnisse zeigen, dass Mobilität einen bedeutenden Einfluss auf die (nachhaltige) Integration von arbeitslosen Personen in den Arbeitsmarkt hat. Personen ohne Führerschein oder privaten PKW sind im Durchschnitt länger arbeitslos, was unter anderem auf die Leistbarkeit von Mobilitätsmitteln zurückzuführen ist. Weiters spielt die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen eine zentrale Rolle. Je mehr Arbeitsstätten innerhalb von 15-20 Minuten Autofahrt erreichbar sind, desto kürzer ist im Schnitt die Dauer der Arbeitslosigkeit. Auch das ÖV-Angebot beeinflusst die Dauer der Arbeitslosigkeit signifikant: Micro-ÖV-Angebote am Wohnort können die Dauer der Arbeitslosigkeit verkürzen, größere Entfernungen zur nächsten Haltestelle hingegen verlängern diese eher.
Aus den Ergebnissen der Studie wurde eine Vielfalt an Handlungsempfehlungen zur Erreichung arbeitsmarkt- und verkehrspolitischer Zielsetzungen abgeleitet: Angesichts der schlechten Voraussetzungen für die Teilnahme am Arbeitsmarkt für Personen ohne Führerschein bzw. PKW ist die Bereitstellung eines leistungsfähigen ÖV-Systems unabdingbar. Betriebliches Mobilitätsmanagement wird als zentraler Baustein einer erleichterten Mobilität zu und von der Arbeit empfohlen. Kooperationen zwischen Gebietskörperschaften, Betrieben und anderen wirtschaftspolitischen Akteur*innen sind ein Schlüssel zur effizienten Identifikation von Bedarfen und ermöglichen es Synergiepotentiale zu heben. (…)“